Tuesday, December 27, 2011

Folge 34: Die ängstliche Panna Cotta Part II

Sie erinnern sich an die zitternde Panna Cotta von Folge 30? Allora, wir sind Ihnen noch den entsprechenden Beisltest schuldig und entsprechend vehement waren in letzter Zeit die Anfragen aus dem Kreise der Leserschaft. Nun gut, so sei es. Stellen Sie sich Liebenau von seiner nichtssagendsten Seite vor und Sie haben die Umgebung des Forno Antico bereits vor Augen. Allerdings bringen Chefkoch Franco Albanese und Forno-Geschäftsführer David Özdek Farbe in das Grau. Mit allerlei bunten Menütafeln, über die ein Spaziergänger leicht stolpern könnte, gäbe es denn in dieser Gegend Menschen, die hier mehr als ein paar Meter zu Fuß gehen wollten.



Das Ambiente im Lokal selbst ist 100 % retro, man kann sich die Weihnachts- und Faschingsfeiern hier in aller Pracht vorstellen. Die Herren warben zur Lokaleröffnung selbstbewusst mit der Behauptung, die beste Pizza der Stadt zu bieten. Dies nun ist doch etwas verwegen, schlecht ist die Capricciosa (7,90 EUR) aber wahrlich nicht. Die Scampi (14,90 EUR) sind noch um einiges besser. Ordentliche Kaisergranate, fachkundig zubereitet. Yummie. Vor Zwiebel und Knoblauch sollte man sich nicht fürchten, sonst geht man vielleicht doch besser ins Veggie-Beisl. Und mit üppigen Nachspeisen sollte man auch keine Probleme haben, die gibt es nämlich hier serienmäßig. Dass dabei die Deko etwas entgleist und die Panna Cotta ein deutlich erkennbares Gelatine-Problem hat, sei verziehen.



Die unten erwähnte Angst des Wirten vor dem Kritiker war also einigermaßen unbegründet, ein bissl aufräumen sollten die Herrschaften allerdings - dann kommen wir vielleicht sogar wieder hierher in den nichtssagendsten Winkel Liebenaus.

Pizzeria Forno Antico, Neudorferstraße 65, 8041 Graz-Liebenau, Mo–So 11 bis 23 Uhr, Tel. 0316/333385, www.fornoantico.at

Wednesday, December 21, 2011

Folge 33: Am Schnitzelgraben



Es gibt wenige gute alte Gasthäuser in Graz, das wurde hier und anderswo schon des öfteren beklagt. Man denke nur an herbe Verluste wie die Klöcher Perle oder die Geidorfstubn, beides mitten im studentischen Epizentrum. Eines dieser Wirtshäuser mit Stil aber lässt sich noch finden in Geidorf, das zur Winterszeit Gemütlichkeit und Behaglichkeit ausstrahlt und im Sommer mit seinem traumhaften Gastgarten zu überzeugen weiß: das Yereli in der Grabenstraße. Bodenständige Küche, bei Voranmeldung auch durchaus abseits des Gewohnten, sehr gut gezapfte Biere, familiäre Atmosphäre, was will, kann und soll man mehr von einem Beisl erwarten?



Die Schnitzel sind nicht nur groß, sondern auch herzhaft gut, Salate und Reis perfekt, die Pommes knusprig und auch die Asiapfanne lässt sich sehen, das ist die Bilanz der letzten Weihnachstfeier, die der Herr Gastrokritiker mit den Fußballerkollegen im Yereli verbrachte.



Feine Sache, das Yereli. Leider am Wochenende chiuso.

Yereli, Grabenstraße 32, 8010 Graz. Küche Mo–Fr 11.30–14 und 18–22 Uhr, Sa und So zu. Tel. 0316/685347.

Wednesday, December 14, 2011

Folge 32: Im Tal der Dampflok

Die spektakuläre Anreise zu unserem Beisltest der Woche erfolgte per Schmalspurbahn. Zwischen Weiz und Birkfeld verkehrt nämlich schon seit 100 Jahren die Feistritztalbahn - und das ist nicht nur für große Buben ein Ereignis...



Angekommen in Birkfeld eilten wir zum Birkfelderhof der Familie Hirsch.



Ein Riesenhaus, das auch bei großem Ansturm zuverlässig funktioniert. Die Kellner und -innen sind freundlich und kompetent, das Essen bodenständig und sehr solide. Preislich ist die Sache ohnedies sehr attraktiv, hier kostet eine Hauptspeise ungefähr soviel wie in Graz eine Suppe. Apropos: Die Rindssuppe mit Steirerstrudel (hier nicht im Bild!) ist ebenso fein wie das Schweinsbrüstel mit Knödel und Salat.



Das ganze wird noch durch eine Topfenschnitte als Dessert abgerundet und kostet dann in Summe 10 Euro. Ja hallo! Für ein Gasthaus am Land erfreulich: es finden sich auch reichlich fleischlose und etwas leichtere Speisen auf der Karte. So überzeugen etwa die Spinatknödel mit Schnittlauchsauce auch die kritische Begleiterin.



Der Birkfelderhof Familie Gabi & Rudi Hirsch, Edelseestraße 43, 8190 Birkfeld, 03174/4562, www.birkfelderhof.at

Wednesday, December 7, 2011

Folge 31: Alter Wein im neuen Fass

Für Gastrokritiker und wohl auch für jeden "ganz normalen" Wirtshausbesucher gibt es zwei einfache Kriterien, um ein Lokal zu beurteilen, das die ersten paar Wochen überstanden hat. Kriterium Nr. 1 VOR dem Besuch: Ist am Parkplatz was los oder ist er verwaist? Im neuen Ristorante La Botte an der Kreuzung zwischen Andritz und Stattegg kann man sich a priori sicher fühlen, soweit man halt den Einheimischen vertraut. Der Andrang ist groß, das merkt man schon bei der ersten Annäherung.

Kleine Randbemerkung: Gleich vis á vis hat sich ein anderer Italiener nicht halten können, was unter anderem deswegen schade ist, weil wir hier unseren allerersten Gastrotest absolvierten. R.I.P. Angelo d'Oro. Doch zurück zu La Botte.



Es gibt sehr passable Pizzen und Salate, das Service ist freundlich und flott, die Preise sind moderat, die Weine okay. Lauter gute Nachrichten also, solange man nicht tiefer gräbt. Bei anspruchsvolleren Fleischgerichten nämlich überzeugt die Küche (noch?) nicht wirklich.



Weder das Vitello tonnato (oben im Bild) noch das Saltimbocca alla romana würden in Italien auf Wohlgefallen stoßen. Aber dafür sind die Portionsgrößen auf österreichische Verhältnisse ausgeweitet worden, was vielleicht auch den vollen Parkplatz erklärt. Und was das Tiramisu angeht: obwohl es - mit ein paar Abstrichen - durchaus verlockend aussieht, ist es dann doch im Geschmack zu wässrig und vor allem eiskalt.



Das zweite Kriterium gibt es NACH dem Test. "Würde ich hier gern noch einmal hergehen?" Wer diese Frage mit Ja beantwortet, sollte die Kritik dosieren. Wir müssen leider sagen, dass wir verneint haben.

Ristorante Pizzeria La Botte, Statteggerstraße 49, 8045 Graz, Mo–Sa 10 bis 23 Uhr, So 10–22 Uhr, Tel. 0316/694541

Thursday, December 1, 2011

Folge 30: Die ängstliche Panna Cotta

Noch mehr als diese Nachspeise zitterte der Wirt, als er erfuhr, dass wir von der Presse sind und über sein Lokal berichten werden. Wie und was und wo erfahrt ihr erst in zwei Wochen. Aber schon jetzt gibt es dieses geschmeidige Video als "Vorgeschmack":

Folge 29: Fasan süßsauer

Das Gasthaus Dorrer am Steinberg wurde dem Herrn Kritiker immer wieder empfohlen und so machte er sich eines Tages doch noch auf den Weg, der zumindest mit dem Auto gar nicht beschwerlich ist. Das Wirtshaus existiert seit über 100 Jahren, neuerdings ist die junge Generation am Werk und die will ein bisschen mehr bieten als nur ein großes Gasthaus mit solider Küche. Das führt dazu, dass die an sich sehr ordentlichen Gerichte etwas gar viel an Beiwerk bekommen. Besser wäre es, einfach und geradlinig zu arbeiten, wenn man uns fragt.



Die Petersilienwurzsuppe mit Fleischbällchen ist ausgiebig und schön cremig. Der Fasan ist leider ziemlich trocken, die Bohnschotten sehr al dente. Und die Wildente bräuchte nicht soviel Drumherum, vor allem nicht soviel Sauce.



Interessant ist ja die immer wieder deutlich feststellbare Tendenz zum Süßsauren, die der Küchenchef da auslebt. Angesichts der Tatsache, dass die Steinbergstraße fast so etwa wie die China Town von Graz ist, fragt man sich, ob da eine Annäherung ans Asiatische versucht wird. Die abschließende Dessertvariation war dann nicht sauer, sondern nur süß.



Und sie war M.E.G.A. - mit anderen Worten: Das bringt man auch zu zweit kaum weg. Ist zwar alles lieb gemeint, aber einfach viel zu viel. Trotzdem: Wenn Sie mal in der Nähe sind, schauen Sie sich den Dorrer an, vielleicht haben wir ja nur einen extremen Tag erwischt.

Gasthof Dorrer, Steinbergstraße 41, 8052 Graz, Tel. 0316/582647, warme Küche Fr–Di 11–22 Uhr,
www.gasthof-dorrer.at