Wednesday, June 27, 2012

Folge 50: Herr Deimer und die Joghurtliebe

Der Herr unten im Bild heißt Markus Deimer, hat einen MBA-Titel und ist Geschäftsführer von yogurtlove in der Sporgasse Nr. 24. Die nähere Umgebung hat sich zu so etwas wie einer Eis-Avenue entwickelt, es gibt immer mehr Angebote und das Preisniveau steigt in lichte Höhen. Herr Deimer hat aber gar kein Eis, sondern schlicht das beste Frozen yogurt der Stadt.


Das Joghurt selbst schmeckt vielleicht beim Sax ähnlich gut, aber die Toppings (frische Früchte, Fruchtbären, Schokostreusel etc.) und Saucen sind dermaßen schön anzusehen und geschmackvoll, dass die Dinger leider süchtig machen. Der stets fröhliche Herr Deimer rät in solchen Fällen scherzhaft: "Erhöhen Sie die Dosis!" Das kann auf Dauer allerdings deutliche Spuren im Geldtascherl hinterlassen (siehe Foto!), sagen Sie nicht, wir hätten Sie nicht gewarnt. Den ersten Sammelpass haben wir auch noch weggeworfen, weil wir dachten, das leisten wir uns ohnehin nie wieder. Aber Fehlanzeige: der zweite Sammelpass ist jetzt bald voll.

yogurtlove, Sporgasse 24, 8010 Graz, www.yogurtlove.at

PS: Die Plastikschalen bei Gelegenheit überdenken. Vielleicht gibt's da was Umweltfreundlicheres...

Friday, June 22, 2012

Folge 49: Wie es euch gefällt

Als wir vor etlichen Monaten hörten, wer das frühere Haubenlokal Johan in der Landhausgasse künftig gastronomisch nutzen würde, zitterten unsere Magen- und Gesichtsnerven in - äh - freudiger Erwartung. Es ist gekommen, wie es kommen musste. Die umtriebigen Grossauers (Glöckl Bräu, Gösser Bräu, Schlossbergrestaurant etc.) haben sich für ihr neues Steak-Lokal einen ungemein originellen Namen einfallen lassen: El Gaucho. Unter der selben Bezeichnung läuft bereits seit längerem eine Lokalität in Baden bei Wien, die natürlich ebenfalls Familie G. gehört.

Wo in der Grazer Innenstadt einst ein stilvolles, wenn auch nicht immer perfektes Restaurant war, ist jetzt ein lärmender Fresstempel. Wichtigste Lektion in Sachen Innenarchitektur: Stil kann man sich auch um viel Geld nicht kaufen. Die Outfits der meisten Gäste passen übrigens ebenfalls zu diesem Motto. Schön sind auch die Küchengeräusche und die Tischgespräche, die von allen Seiten auf einen zurauschen. Akustisch ist das neue El Gaucho eine mittlere Katastrophe. Kulinarisch eher Mittelmaß. 

 

Das Steak vom Lomo: Klein, aber oho. Maistaschen zum Stopfen. Und das beste Dessert des Hauses.


Die Vorspeisen klingen gut (Beef tartare mit Wachtelei, Spargelschaumsuppe mit Crab cake), sind aber recht plump zubereitet. Die Hauptrolle spielt naturgemäß das Steak. Die Lomo-Variante (150 gr und damit speziell für Ladys, weiß die Speisekarte zu berichten) ist von sehr guter Qualität. Das Rumpsteak hingegen enttäuscht. Das 300 gr Stück schmeckt nach so gut wie gar nichts außer Grillkohle und Wasser. Die Humitas Maistaschen als Beilage sehen fein aus, halten aber auch nicht, was sie versprechen. Die Nachspeisen kann man sich getrost ersparen, auch wenn die junge Kollegin von der Grazer Stadtzeitung begeistert schwärmte, in der Topfencreme baden zu wollen. Wir wollen uns das nicht vorstellen. Am Ende hat man jedenfalls an die 100 Euro zu zweit "verbraten" und fühlt sich vollgestopft und zugedröhnt. Es soll Menschen geben, die auf genau so etwas schon sehnlichst gewartet haben.


El Gaucho, Landhausgasse 1, 8010 Graz, www.elgaucho.at



Friday, June 15, 2012

Folge 48: Neue Gastlichkeit?


Ganz etwas Neues auf dem Beislblog. Ein Publikumsbeitrag. Haubentaucher-Leserin Kathrin F. berichtet aus der Grazer Innenstadt. Warum wir das hier veröffentlichen? Weil es immer wieder interessant ist, zu sehen, wie selbst Traditionslokale in dieser Stadt anscheinend noch nie etwas von Service und Kundenorientierung gehört haben. Wohl bekomm's...



Am Dienstag früh versuchte ich telefonisch beim Frankowitsch einen Tisch für 4 Personen, ca. 14 h, zu reservieren und wurde kühl abgewiesen, mit der Begründung, der Herr Juniorchef habe Reservierungen verboten. Selbst mein Einwurf, ich würde mit meiner Tochter gern unmittelbar nach der Mündlichen Matura vorbeikommen und das mit Sekt und Brötchen feiern, aber ich würde nicht herumstehen und auf einen freien Platz warten wollen, weil es halt nicht zum Anlass passen würde, nutzte nichts. Ich bekam kein Platzerl reserviert.

Naja, es war schon so ausgemacht, also gingen wir trotz allem um 14 h zum Frankowitsch. Glücklicherweise war ein Tisch frei. Doch: kaum hatten wir uns nieder gelassen, kam ein Kellner mit einer kleinen schwarzen Tafel, auf der „16 h“ drauf stand. Der Herr meinte, unser Tisch wäre ab dieser Zeit reserviert, er müsste das Taferl auf unserem Tisch deponieren.

Na bumm, da schaut man!!!
Der junge Chef an der Theke, den ich natürlich umgehend mit meiner Frage konfrontierte, warum einmal eine Reservierung möglich sei und dann wieder nicht, meinte nur, dass seine Mitarbeiter halt nicht immer das tun würden, was er ihnen aufträgt. Kurze Worte der Entschuldigung, sonst nichts, keine Wiedergutmachung, keine Betroffenheit.

Jetzt bin ich auf der Suche nach einem anderen Lokal mit feinen Brötchen und weitaus mehr Engagement, Service und Freundlichkeit – und dafür umso weniger Überheblichkeit. Der Frankowitsch ist’s für mich nimmer mehr.


Anmerkung der Redaktion: Wem immer die Idee mit dem blauen Teppich eingefallen ist, der derzeit die Stempfergasse verschönert, der möge sich bei der City of Design melden zur Nachschulung.

Monday, June 11, 2012

Folge 47: Alles offen im Studio

Das frühere Nudel-Selbstbedienungslokal Pastini in der Gleisdorfergasse stand jetzt auch schon geraume Zeit leer. Seit knapp drei Monaten findet man hier das "Kochstudio Sachs" und dankenswerterweise haben uns einige aufmerksame Blog-Leser/innen darauf aufmerksam gemacht. Die Mankos der Lokalität bemerkt man gleich zu Beginn. Der starke Geruch rund um die offene Küche und die intensive Geräuschkulisse. Allerdings fällt dem preisbewussten Besucher eines auch sofort auf: Günstiger geht's kaum. Das Buffet sieht recht einladend aus, warum also nicht?

Huhn? Ja, gern.


Spätzle? Nein, danke. 


Zumal das Service von der ersten Sekunde an so ist, wie auf der Speisekarte angekündigt: Freundlich, aufmerksam und flott. Die Backerbsensuppe ist dann ebenso in Ordnung wie das Huhn. Am Salatbuffet dürfte öfter nachgelegt werden, das Angebot ist aber im üblichen Rahmen. Nur die Käsespätzle würden wir nicht noch einmal bestellen, die klebrige Masse ist ziemlich analog unterwegs, um es höflich zu umschreiben. Und die Torte ist nicht hausgemacht, das bestreitet aber auch niemand hier. Insgesamt gesehen macht Herr Sachs, früher einmal Geschäftsführer eines Möbelhauses und dann längere Zeit Betreiber der Stiftstaverne in Rein bei Graz keinen schlechten Job an dieser nicht unbedingt einfachen Lage. Wenn der starke Andrang so beibehalten werden kann, geht das Beisl wenigstens nicht wieder nach einem Jahr baden, wie es hier so oft passiert. Haben wir schon erwähnt, dass es sehr gute offene Weine gibt und das dreigängige Mittagsmenü EUR 6,50 kostet?

Kochstudio Sachs, Gleisdorfergasse 3, 8010 Graz, www.kochstudio-sachs.at/

Folge 46: Beim Franzosen

Graz hat gastronomisch betrachtet noch Luft nach oben, wie man so schön sagt. Besonders die französische Küche, die sonst in den meisten europäischen Städten große Bedeutung hat, wurde bisher kaum ansprechend präsentiert. Nach langen Jahren im Hofkeller haben sich Gernot Santner und Sommelier Richi dazu entschlossen, das Thema neu aufzurollen. Mit etlichen großartigen (offenen!) Weinen zu vernünftigen Preisen, mit einem neuen Lokal, das wirklich schön anzuschauen ist, und mit einem Küchenchef, der das Zeug zu zwei Hauben hat (sag ich mal). Stefan Prieler ist im Gegensatz zu anderen Köchen eher medienscheu, dafür steht er aber auch wirklich hinter dem Herd und nicht nur vor den Kameras.


Im Bild von links oben nach rechts unten: 
Gruß aus der Küche. Entenleberpastete. Rinderfilet mit Grießbällchen. Pochierte Birne.

Das Resultat: zwei geschmackvolle kleine Grußeinheiten aus der Küche, eine grandiose Entenleberpastete, eine zart-fruchtige Tomatentarte und einen wilden Markknochen für echte Kerle. Das waren jetzt gerade mal die Vorspeisen. Bei der Crèpinette vom Rinderfilet mit Grießbällchen und dem streichelweichen Schweinerücken mit Mangold wird der ausgezeichnete Eindruck noch verstärkt. Was besonders interessant ist: das aufmerksame Drumherum. Ein spezielles Brot hier, eine fruchtige Sauce da, etliche kleine regionale Lieferantinnen (die weibliche Form ist beabsichtigt) spielen da entscheidende Nebenrollen. Das beste an diesem Abend war dann ein Frappée mit knusprigen Schweineohren. Klingt vielleicht hart, ist aber Oberspitzenklasse. Auch die Nachspeisen sind zu empfehlen: Schokoladenwürfel mit Caféeis. Pochierte Birnen mit Madeleine. Und die Preise? Gehen in Ordnung. Für drei Gänge legt man ca. 29 Euro ab, für vier Gänge 38 Euro. Übrigens: Frühstück gibt es auch in der Brasserie. Also: A bientot!


Brasserie Santner, Paulustorgasse 1 / Karmeliterplatz, 8010 Graz, Sonntag und Montag geschlossen. www.brasserie-santner.at