Tuesday, March 5, 2013

Folge 61: La petite orgie, trés énorme.


Aus guten, alten Freundschaften können immer wieder neue Ideen entstehen, wie im Falle von la petite orgie. Der unterschiedliche künstlerisch-kreative Zugang der VeranstalterInnen, der auch aus ihrem eigentlichen Brötchenberuf im Sozialbereich oder auch in der Planung von Windparks resultiert, führte zur Idee, den Inhalt gemeinsam verbrachter Abende für ein mögliches Publikum zu öffnen. Man kochte, musizierte und tanzte, so wie zuletzt am 1. und 2. März in Graz im Volksgartenpavillon.

Beim Empfang wurde Uhudler-Sekt gereicht, der Pavillon füllte sich rasch und knapp vierzig Gäste sahen dem Beginn der Orgie in freudiger Erwartung entgegen. Nach kurzen Worten der Begrüßung ging es mit Live-Musik los, die die ersten Kennenlern-Gespräche unter den teils zusammengewürfelten Tischnachbarn begleitete.
Erbse und Minze waren die Hauptzutaten, um die sich die Vorspeise drehte - in verschiedenen Geschmäckern und Texturen. Gemüsig ging es weiter, es folgte eine Suppe von der Purple-Haze-Karotte im Glas, die durch süss-sauer zubereitete Karottenscheiben begleitet wurde.
Die Zwischengänge wurden in Form fulminanter Tanzeinlagen serviert, auch als Vorgeschmack auf die weiteren Gaumenfreuden. Die gedämpften Kalbsripperln von bemerkenswerter Zartheit konnten beliebig mit Rosmarin-Butter und/oder Brombeer-Wacholder-Salsa verfeinert werden und wurden von kleinen Bratkartoffeln begleitet. Auch die im Ganzen gegarte Artischocke mit dreierlei Dips, für die sich die vegetarischen GenießerInnen entschieden hatten, wurde genüsslich verspeist.
Das Dessert wiederum wurde durch Tanz und Sprechgesang eingeleitet („Ihr wollt noch ein Dessert, oh yeah, oh yeah!“), fand sich vierschichtig in einem Sektglas wieder und verbarg am Boden desselben eine einzigartige Frucht, die nicht als Ganzes gegessen werden sollte, so die Ankündigung. Oder doch? No risk, no taste! Aufgrund der Größe auch nicht wirklich zum Abbeißen geeignet, entfaltete der sogenannte Sechuan Button zuerst einen blumigen, danach einen säuerlichen Geschmack und betäubte zum Abschluss den gesamten Mundraum. Deshalb im Englischen auch als „toothache plant“ bekannt, aber keine Angst, man konnte auch in Gedanken keinen Zahnarztbohrer hören, viel mehr wurde durch dieses einzigartige Geschmackserlebnis auch der Geist ein wenig betäubt.


Die angebotene Weinbegleitung wurde von der Crew bei den Weingütern Paschek und Sternat-Lenz ausgewählt und sie überzeugte. Der Sauvignon-Blanc zur Vorspeise war erfrischend, der etwas schwerere Zweigelt harmonierte mit den Kalbsripperln. Zu guter Letzt wurde noch ein Käsehäppchen gereicht, um den ausgezeichneten Schilcher zu begleiten. Nachdem alle Sinne verwöhnt wurden, gab es Gelegenheit die einzelnen ProtagonistInnen sowie die Idee und Entstehungsgeschichte kennenzulernen. Preislich ist die Orgie wirklich als klein zu bezeichnen (€ 39,- plus Getränke), was wohl der nicht gewinnorientierten Ausrichtung des Vereins und der Freude seiner Mitglieder gedankt ist. Summa summarum lässt sich mit Ausnahme des schon Tags zuvor verflossenen Haselnussschnapses, dem Wunsch nach noch mehr Kalbsripperln und dem Wissen, dass der nächste Besuch der Orgie in Graz noch in den Sternen steht, nur Positives feststellen. Professionelle Amateure haben einen Abend voller Genuss, Spannung und Entspannung geboten, dem wir Gast-Orgiasten viel abgewinnen konnten.

Text und Bilder: Gastautor Johnny what. twitter.com/johnny_what


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