Sunday, April 24, 2016

Folge 90: Auf Reisen, Teil 2

Wenige Tage nach dem Trip nach Valencia geht es in das deutlich kleinere Zgornja Kungota. Die Ortschaft liegt in den slowenischen Weinbergen gleich hinter der steirischen Grenze. Wer sich die Autobahnmaut sparen will, fährt bei Spielberg ab und dann bergauf und bergab zum Hisa Denk. Dass man dort fabelhaft isst, wissen bereits viele, der Parkplatz ist gut gefüllt von Autos mit Grazer Kennzeichen. Die 45 Minuten Anfahrtszeit nimmt man gerne auf sich, wenn Küchenchef Gregor Vracko seinen Humor, seine Gastfreundschaft und sein Können auspackt.

 

Im Vergleich zum spanischen Kollegen kommt Vracko bei seiner Menügestaltung mit 6 Gängen aus. Eine feine Bärlauchsuppe, fantastisches Lamm, eine zarte Jakobsmuschel, ein Spargel, der kunstvoll aus Spargelcreme zusammen gebastelt wurde und jede Menge grandioser Saucen und Sößchen werden uns noch lang in Erinnerung bleiben. Dazu gibt es sehr gute Weine, nicht wenige aus der Steiermark übrigens. Zum Finale gibt es eine spiegelnde Schokokugel mit Eis und intensiven Erdbeeren, die auch in Valencia für Furore sorgen würden. Wenn man schon eine Art Länderkampf konstruieren will: Beim Service gewinnt Slowenien klar gegen Spanien. Das Denk-Team spricht ausgezeichnet deutsch, ist flink und angenehm locker. Und das Essen ist in Summe mindestens so spannend, wenn auch nicht so intensiv und laaaaange wie bei Camarena. Große Empfehlung! 


 

Folge 89: Auf Reisen, Teil 1

Valencia im April 2016. Man führt uns zu Ricard Camarena. Der Mann hat einen Stern von Michelin und sich auch sonst viel Ruhm und Ehre erkocht in den vergangenen Jahren. Wie es dem internationalen Trend entspricht, nennt er nicht nur ein stylishes Spitzenrestaurant sein eigen, sondern auch ein Beisl gleich auf der Rückseite des Gebäudes, wo es einfacher (und billiger) zugeht.

Im Restaurant beeindruckt er mit drei Grüßen aus der Küche, einer intensiven Hühnersuppe, viel Fisch (Thun- und Stockfisch), einem zarten Pilzgericht, wenig Fleisch (Ente als Hauptgang) und mit spannenden Kombinationen. Da darf die Erdbeere sich mit der Zwiebel paaren und die Beeren beim Dessert werden mit Lavendel gemischt. Das ganze ist aromen- und ideenreich – und wird mit reichlich Brimborium serviert. Die Kellner stellen sich steif auf und sagen die einzelnen Bestandteile der Gerichte in einem Englisch auf, das man nur äußerst schwer versteht. Der Spruch "weniger ist mehr" gilt auch hier. Und zwar sowohl bei der Einrichtung, die einem Sophia Coppola Film entsprungen sein könnte. Als auch bei den dargereichten Gängen, die einen am Ende trotz ihrer Mini-Dimension übervoll zurücklassen. Auch wenn Camarena vorrangig regionale Produkte verwendet, der "spanische" Touch kommt für uns Touris hier etwas zu kurz.

Ein kulinarisches Erlebnis, das man nicht missen möchte, war es natürlich trotzdem – aber richtig authentisch und gut haben wir am nächsten Tag gegessen, als es zur Arrocería Duna ans Meer ging. Eine Riesenpaella, interessante Vorspeisen und exquisite Desserts sind ein weiterer Beleg dafür, dass die valencianische Küche sich in den vergangenen Jahren rundum positiv entwickelt hat. Auch ohne Chi-chi, 15 Gänge und Holzpflöcke, die als Sichtschutz von der Decke baumeln.


Bildergalerie Ricard Camarena: Was mit Erdbeeren, was mit Fisch, was mit Pilzen und was mit Beeren. Fotos: Haubentaucher.at